
Hansa Teutonica – das Meisterwerk von Andreas Steding – zählt für die Spielegourmets zu den besten Brettspielen überhaupt. Seit seinem Erscheinen im Jahr 2009 bringen wir es immer wieder auf den Tisch.
Im Spiel mimen wir Kaufleute der Hanse. Im Kern (ver)setzen wir dabei Spielsteine auf einer Landkarte der Hanse, um Städte zu verbinden und dadurch Siegpunkte zu erringen.
Hansa Teutonica glänzt mit sehr einfachen Spielregeln und kommt dabei (abgesehen von Spielreihenfolge und Ausgleichsmechanismus) ganz ohne Asymmetrie zwischen den Spielenden aus. Die Spielenden wählen aus einem Reservoir von nur fünf Aktionen aus (darunter das Einsetzen, Umsetzen und Verdrängen von Steinen).
Gemessen an den in nur zehn Minuten erklärbaren Regeln entfaltet sich ein wahres Füllhorn an Taktiken, um den Spielsieg davonzutragen. Dabei erleben wir immer wieder sehr unterschiedliche Partien. Das kann einerseits am einzigen Zufallselement des Spiels, den auf eingerichteten Handelsrouten zu gewinnenden Bonusmarkern, oder andererseits an den Entscheidungen der Spielenden, welche Handelsrouten belegt werden, liegen.
Das teilweise Besetzen von Handelsrouten mit eigenen Spielsteinen stellt meine Mitspielenden vor ein Problem: Richten sie die Handelsroute dennoch ein, müssen sie mehr eigene Spielsteine investieren – und verhelfen mir zugleich dazu, mehr meiner Steine aufs Spielfeld zu bringen. Alternativ können sich meine „blockierten“ Mitspielenden andere Ziele suchen. Dieses Kernelement des Spiels sorgt dafür, dass ich einerseits die Aktionen meiner Mitspielenden mit großer (An-)Spannung verfolge und andererseits dafür, dass ich in meinem Zug stets folgenreiche Entscheidungen treffen muss und daher taktisch flexibel bleiben sollte. Auch gilt es den Zeitpunkt des Spielendes im Blick zu behalten, das durch mehrere Bedingungen sofort ausgelöst werden kann.
Zu Spielbeginn haben wir pro Spielzug zwei Aktionen (aus dem schon erwähnten 5er-Reservoir). Im Spielverlauf können wir maximal fünf Aktionen erhalten. In Abgrenzung zu vielen anderen Spielen ist eine Maximierung der eigenen Aktionen aber nicht nötig und mitunter den eigenen Gewinnchancen abträglich.
Die zügige Erhöhung der eigenen Aktionsanzahl von zwei auf drei ist dagegen Pflicht, was rund um die zugehörige Entwicklungsstadt Göttingen auf der Karte zu einer klassischen Spieleröffnung (für zumindest die drei ersten Spielenden) führt – was für einige von uns einen zarten Kritikpunkt darstellt.
Die grafische Gestaltung ist funktional und nimmt das Thema mit einem Spielbrett auf, das den damaligen historischen Landkarten nahe kommt. Das soll aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Hansa Teutonica ein abstraktes Spiel ist, bei dem wir uns schon sehr anstrengen müss(t)en, um uns tatsächlich wie Kaufleute zu fühlen.
Hansa Teutonica ist für 3-5 Mitspielende eine Wonne. Dabei ragt es auch bei der Spieldauer heraus: Geübte spielen eine Partie in Vollbesetzung in rund 90 Minuten, zu dritt ist eine Spieldauer von unter 60 Minuten erreichbar.
Die Erweiterung „östliche Hanse“ mit der zugehörigen Karte ist ebenfalls klasse. Die übrigen (Mini-)Erweiterungen haben wir bisher (fast) nicht ausprobiert.
Die Big Box von Hansa Teutonica mit allen Spielfeldern ist zu einem äußerst attraktiven Preis erhältlich.
Hansa Teutonica ist ein sehr dynamisches Spiel, gerade für ein Eurogame. Es ist sehr intensiv, sehr spannend und gleichzeitig überaus elegant. Probiert es aus.

Bewertungsgrundlage: Zahlreiche Partien
Bewertungen der Spielegourmets:
- Median: 10,0
- Arithmetisches Mittel: 9,6